Konjunkturkurve
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Der Wirtschaftsstandort Deutschland verliert im internationalen Vergleich an Attraktivität. Neben verbesserten Standortbedingungen kommt der passgenauen und vorausschauenden Förderung von Innovationen für die Kehrtwende eine besondere Bedeutung zu. Eine Analyse der VDI/VDE-IT liefert Anhaltspunkte für die passenden Strategien.

Die deutsche Volkswirtschaft kann bis Ende des Jahrzehnts eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 120 Milliarden Euro sowie bis zu 130.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Innovationsagentur VDI/VDE-IT, die in Kooperation mit der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung entstanden ist. Nicht nur neue Mechanismen und Instrumente im Innovationssystem selbst, sondern das komplexe Zusammenspiel aus Rahmenbedingungen bestimmen maßgeblich über die zukünftige Innovations- und damit Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.

„Investitionen in die Innovationsförderung sind sinnvoller und dringender denn je“ - Marc Bovenschulte

„Deutschland muss den Pfad eines schleichenden Abstiegs vermeiden, für den es aktuell viele Anzeichen gibt“, sagt der Co-Autor der Untersuchung, Marc Bovenschulte, der bei der VDI/VDE-IT den Bereich Demografie, Cluster und Zukunftsforschung verantwortet. „Deutschland droht im internationalen Vergleich an Boden und als Wirtschaftsstandort an Attraktivität zu verlieren - bis zum Jahr 2030 können wir das nachhaltig ändern. Das aktuell vom Bundesverfassungsgericht reklamierte Haushaltsproblem lässt in diesem Kontext aufhorchen, man darf gespannt auf die nächsten Schritte der Politik sein – Investitionen in die Innovationsförderung sind vor dem Hintergrund der beschriebenen volkswirtschaftlich vorteilhaften Effekte aber sinnvoller und dringender denn je.“

Arbeitsplatzzuwächse wären vor allem in den Bereichen IT- und Informationsdienstleistungen zu erwarten. Allein in diesem Sektor wäre laut der Analyse mit einem Anstieg der Beschäftigung um gut 43.000 Jobs zu rechnen.

„Wir täten gut daran, die Abhängigkeiten von Anbietern aus den USA und Asien (China) in vielen Technologiefeldern durch ein ‚Made in Europe‘ zu verringern“, sagt Bovenschulte. „Vor allem der deutsche Mittelstand und Start-ups können mit der richtigen Förderung einen großen Beitrag zur Neudefinition und -ausrichtung des industriellen Kerns Deutschlands und seiner Wertschöpfung leisten.“

Ausgehend von den bestehenden Stärken bietet sich ein fortgeschrittenes System-Engineering für diese Neuausrichtung an, da digitale und mit Künstlicher Intelligenz gestützte Systemlösungen für die Prozessrevolution gebraucht werden, die mit der Dekarbonisierung zwangsläufig einhergeht – etwa in der Kreislaufwirtschaft.

Ein „Fahren auf Sicht“ reicht nicht mehr aus

Für die Zukunft des Technologie-Standortes Deutschland kommen die Autoren unter anderem zu folgenden Empfehlungen:

  • Stärkung von forschungsgetriebenen Ökosystemen und produktionsorientierten Transferprogrammen,
  • Nutzung von (Auslands-)Investitionen in Technologiefabriken, wie etwa für Mikrochips, oder Batteriezellen als Ökosystemkerne für wissensbasierte Wertschöpfung, gerade für kleine und mittlere Unternehmen
  • Eingehen strategischer Partnerschaften (bilaterale Joint Technology Initiatives) mit Technologienationen wie Südkorea oder Indien zur Stärkung der technologischen Souveränität jenseits der Länder USA und China,
  • Ausbau von forschungs- und innovationsorientierten globalen Partnerschaften auch zur Stärkung der Rohstoffsicherung, etwa mit Chile oder Brasilien
  • weitere Stärkung der europäischer Forschungs- und Industriepolitik, etwa im Rahmen von Projects of Common European Interest (IPCEI).

In Zeiten wachsender Unsicherheit kommt der strategischen Vorausschau („Foresight“) die Aufgabe zu, das bestehende Analysespektrum für transformative Politikgestaltung zu ergänzen. Das gilt in besonderem Maßen auch für die Förderungen von Technologien und Innovationen. Ein „Fahren auf Sicht“, das auf Basis von Status-Quo-Analysen politische Handlungsbedarfe herleitet, reicht nicht mehr aus.

Die Strategische Vorausschau bietet dabei ein Methodenspektrum, um in einem strukturierten Prozess mögliche zukünftige Ausprägungen von Themen und Entwicklungen zu erfassen und abzuschätzen.

Laden Sie sich hier die vollständige Analyse „Strategische Vorausschau: Transformation 2030 - Rahmenbedingungen des deutschen Innovationssystems“ herunter.