Pflege
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Wie ließe sich die Lebensqualität Pflegebedürftiger nachhaltig verbessern? Was könnte pflegerische Berufe langfristig attraktiver machen? Wie könnten Pflegefachpersonen bei ihrer täglichen Arbeit entlastet werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich unsere Expertinnen und Experten für Pflegethemen.

Denn schon heute sind die Grenzen des Pflegeversorgungssystems spürbar: Die Anzahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland hat frühere Prognosen deutlich überschritten und die Nachfrage nach medizinischen und pflegerischen Leistungen nimmt seit Jahren zu. Gleichzeitig verschärft sich der Mangel an qualifiziertem Personal. Diese Versorgungslücke lässt sich nicht allein durch den Ausbau professioneller Pflegeangebote ausgleichen. 

Passgenaue Pflegestrukturen und -angebote

Strukturen und Angebote in der Pflege müssen sich an den tatsächlichen Bedarfen der Menschen orientieren. Sie sollen hohe Qualitätsstandards erfüllen und zugleich wirtschaftlich tragfähig sein. Um diesen Anforderungen auch künftig gerecht zu werden, ist eine kontinuierliche und zielgerichtete Weiterentwicklung unerlässlich. Auch um den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten, sind strukturelle Maßnahmen notwendig. Dazu gehören die Akademisierung der Pflege, neue berufliche Entwicklungsperspektiven und verlässliche Zielwerte für die Personalbemessung. Diese Strategien sollen langfristig dazu beitragen, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Im internationalen Vergleich stehen in Deutschland allerdings sowohl die Umsetzung als auch die systematische wissenschaftliche Untersuchung dieser Strategien noch am Anfang. Umso wichtiger ist es, jetzt tragfähige Konzepte zu entwickeln – für eine Pflege, die auch in Zukunft verlässlich und qualitätsgesichert bleibt.

Mehr denn je wird Pflege dort geleistet, wo Menschen leben: im häuslichen Umfeld – getragen von Angehörigen. Um diese Form der Versorgung zukunftsfähig zu gestalten, braucht es tragfähige, alltagstaugliche Konzepte, die pflegende Angehörige gezielt entlasten und die Selbstständigkeit Pflegebedürftiger stärken. Dabei gilt es, auch regionale Besonderheiten stärker zu berücksichtigen – sowohl zur Sicherung der Versorgung vor Ort als auch zur Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufs.

Zukunft der Pflege: digital, vernetzt und menschenzentriert

Ob Langzeitpflege, Akutversorgung oder Intensivpflege – Ziel ist eine Versorgung, die patientenzentriert, vernetzt und effizient funktioniert. Die digitale Transformation kann einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung pflegerischer Versorgungsangebote leisten. Technologien wie digitale Pflegedokumentationen und Televisiten sind bereits im Einsatz und werden sich stetig weiterentwickeln. Mit der gesetzlichen Anbindung der Pflege an die Telematikinfrastruktur (TI) entsteht die Grundlage für einen sicheren digitalen Austausch – beispielsweise über die elektronische Patientenakte. 

Technologien wie auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Assistenzsysteme oder sensorische Unterstützungsangebote, aber auch Robotik und Hilfsmittel wie Exoskelette versprechen zusätzliche Entlastung und bessere Versorgungskoordination. Auch Start-ups bringen mit innovativen Lösungen frische Impulse in die Pflegepraxis. Entscheidend für ihren Erfolg sind praxistaugliche Konzepte, klare Rahmenbedingungen sowie eine verlässliche Finanzierung und Evaluation. Die Wirksamkeit digitaler Anwendungen wird zunehmend in wissenschaftlichen Studien untersucht – unter realen Bedingungen und in verschiedenen Pflegesettings. Dabei zeigt sich: Technik allein reicht nicht aus. Erfolgreiche Digitalisierung muss Pflegefachpersonen einbeziehen und echte Verbesserungen im Alltag ermöglichen.

Aus der Praxis: Cluster Zukunft der Pflege

Pflegetechnologien wird unter anderem das Potenzial zugeschrieben, Pflegende von nicht originär pflegerischen Aufgaben zu entlasten. Da Pflegefachpersonen sie jedoch nur einsetzen, wenn sie wirklich sinnvoll sind, dürfen sie nicht „am Bedarf vorbei“ entwickelt werden. Damit Pflegetechnologien unter Berücksichtigung rechtlicher, ethischer und sozialer Aspekte auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden können, haben wir im Jahr 2017 im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt das Cluster Zukunft der Pflege ins Leben gerufen. Seither haben die in diesem Netzwerk Forschenden eine Vielzahl an digitalen Technologien mit Pflegenden und Pflegebedürftigen im pflegerischen Setting getestet. Denn erst, wenn ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen wurde, können Pflegetechnologien verantwortungsvoll in die Anwendung gebracht werden. Seit 2024 hat sich das Cluster als gemeinsamer Innovations- und Transferhub aufgestellt. Ziel ist es, das erworbene Wissen auf andere Einrichtungen zu übertragen.

Beraten, analysieren, organisieren, fördern

Diese Innovationen zu gestalten und ihren Weg in die Praxis zu unterstützen, steht im Zentrum unserer Arbeit. Dabei verbinden wir Aspekte aus Bildung, Forschung und Innovation miteinander, um der Komplexität des demografischen Wandels gerecht werden zu können. Insbesondere die Analyse der technischen Potenziale sowie die Bewertung der Auswirkungen im Arbeits- und Versorgungsgeschehen bilden einen Schwerpunkt unserer Arbeit.

Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit

Bereich Demografie, Cluster, Zukunftsforschung
Bereich Kommunikationssysteme, Mensch-Technik-Interaktion, Gesundheit
 

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