Für das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) erstellen wir regelmäßig Themenkurzprofile. Im März 2024 erschien eine neue Publikation dieser Reihe zum Thema "Seltenen Erden".
Seltene Erden sind ein fundamentaler Rohstoff für technologische Entwicklungen. Ihre Verfügbarkeit ist daher für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit in allen Bereichen der Wirtschaft unverzichtbar. Sie sind essenzieller Bestandteil für Technologien der Energie- und Mobilitätswende und der Digitalisierung, sodass der Bedarf an Seltenen Erden perspektivisch massiv steigen wird.
Vorkommen und Förderung von Seltenen Erden konzentrieren sich weltweit auf nur sehr wenige Länder außerhalb Europas. Deutschland und die EU sind somit nahezu vollständig von Importen abhängig. Die große Marktmacht einzelner Rohstoffproduzenten und insbesondere die Quasimonopolstellung Chinas als Hauptlieferant bergen dementsprechend große Versorgungsrisiken. Die Erschließung neuer Lagerstätten in Europa, das Recycling und der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft sind Ansätze, um diese Importabhängigkeit zu reduzieren.
Der Aufbau einer europäischen Bergbau- und Minenindustrie für Seltene Erden hat für Europa und Deutschland fundamentale geopolitische Bedeutung. Mit dem Kommissionsvorschlag für eine Europäische Verordnung zu kritischen Rohstoffen wurden für den Bergbau und die Weiterverarbeitung Seltener Erden erste Weichen in Richtung vereinfachte und verkürzte Genehmigungsverfahren für Minenprojekte gestellt. Lagerstätten innerhalb Europas befinden sich in Schweden, Grönland und Finnland. Auch in Deutschland gibt es in der Nähe von Leipzig ein Vorkommen.
Ein Recycling Seltener Erden wird in Europa bisher noch wenig betrieben. Gründe hierfür liegen neben der bislang mangelnden Kosteneffizienz primär in technischen Schwierigkeiten, die sich bei der Gewinnung Seltener Erden aus Altprodukten ergeben. Überdies lassen sich aufgrund des hohen Verteilungsgrades und der niedrigen Materialanteile nur geringe Mengen rückgewinnen. Grundsätzlich finden nur wenige potenzielle Recyclingmaterialien den Weg zur Rückgewinnung.
Der Ansatz eines kreislauforientierten Wirtschaftens geht über ein bloßes Recycling hinaus. Er zielt darauf ab, den Wert der Materialien effektiver und länger im System von Gewinnung, Produktion und Verwendung zu führen. Berechnungen zufolge ließe sich ein großer Teil der erwarteten Nachfrage an Seltenen Erden in einer Kreislaufwirtschaft decken, in der technische Innovationen, Recycling und Verhaltensänderungen ineinandergreifen.