Wasserstoffleitung auf einer Wiese
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Mit erneuerbaren Energien durch Elektrolyse hergestellter grüner Wasserstoff wird einen erheblichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Neben der eigenen Erzeugung steht vor allem der Import sowie der Transport des Energieträgers Wasserstoff zu den Unternehmen im Fokus der Bundesregierung. Bereits ab dem Jahr 2025 soll dafür ein Wasserstoff-Kernnetz mithilfe von bereits vorhandenen und derzeit noch für Erdgas genutzten Leitungen entstehen, das bis ins Jahr 2032 auf rund 10.000 km Länge ausgebaut werden soll. Damit sind Investitionskosten von rund 20 Milliarden Euro verbunden.

Wie aber wird der Zugang zu diesem Wasserstoff-Kernnetz ermöglicht? Große industrielle Verbraucher werden von einem direkten Anschluss an dieses Netz profitieren; die rechtzeitige Verfügbarkeit des Gases ist dann der entscheidende Erfolgsfaktor, damit Wasserstofftechnologien zum Gelingen der Energiewende beitragen werden.

Wie aber bekommen kleinere Verbraucher, die nicht direkt Anlieger des Kernnetzes sind, einen leitungsgebundenen Zugang zu grünem Wasserstoff?

Von Insellösungen zum Kernnetz

Vielfach entstehen derzeit Wasserstoff-Insellösungen, die auf eigene Erzeugungskapazitäten für Wasserstoff setzen, ergänzt durch Zukauf und Lieferung von Wasserstoff per Tankwagen. Dies sind funktionierende Ansätze für die Anfangsphase der Wasserstoffwirtschaft, mittel- bis langfristig muss aber auch für diese Insellösungen ein Anschluss an das geplante Kernnetz ermöglicht werden.

„Nur mit einem leitungsgebundenen Zugang zum künftigen Wasserstoff-Kernnetz werden auch kleine und mittelständische Kunden Wasserstoff einsetzen und so ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Die Herausforderung dieser ‚letzten Meile‘ muss rasch angegangen werden“, fasst Helmut Kergel, Koordinator Wasserstoffwirtschaft in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH zusammen.

An dieser Stelle sind die Bundesländer, Landkreise, Kommunen und Städte gefordert, ein verzweigtes Verteilnetz für die „letzte Meile“ zu planen und aufzubauen. Denn Deutschland stützt sich auch auf seinen breiten Mittelstand, der Wasserstoff nur mit wirtschaftlich sinnvollen Zugängen dazu für die Dekarbonisierung der eigenen Geschäftsmodelle einsetzen kann.

„Um die Fragen rund um Betreibermodelle, Kosten, Einspeisevergütungen sowie neue, digitale Geschäftsmodelle zu klären und den Einstieg in und die Nutzung von Wasserstoff für alle Akteure attraktiv zu machen, braucht es einen engen Schulterschluss zwischen Politik, öffentlicher Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft auf lokaler und regionaler Ebene“, sagt Innovationsberater Helmut Kergel.

Denn neben den lokal vorhandenen Wasserstoffleitungen, muss neben vielen weiteren Dingen beispielsweise ein flexibles System für den eigentlichen Netzanschluss, den einfachen Bezug von Wasserstoff aus dem Netz, aber auch die Einspeisung überschüssigen Wasserstoffs in das Netz sorgen.

Der notwendige Dialog auf lokaler Ebene, Netzwerkbildung, die Entwicklung technischer und kommerzieller Lösungen sowie konkrete Investitionen in regionale und lokale Infrastruktur erfordern zielgerichtete Unterstützungsprogramme der öffentlichen Hand.

Die VDI/VDE Innovation + Technik GmbH ist eine Innovationsagentur in den Bereichen Technologie- und Investitionsförderung. Neben der Umsetzung öffentlicher Forschungs- und Entwicklungs- sowie Innovations- Förderprogrammen mit einem Volumen von über 2 Milliarden Euro pro Jahr ist sie in den Bereichen des Erfolgsmonitorings, der Netzwerk- und Clusterbildung sowie in der zielorientierten Moderation interdisziplinärer Stakeholder-Prozesse tätig.